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Große Filmkunst in Oranienburg...

Wolfgang Kohlhaase kam zur Eröffnung der Ausstellung „Konrad Wolf und seine Filme“

Am 19. Oktober, am Vorabend des 87. Geburtstages von Konrad Wolf, eröffnete DIE LINKE Oberhavel  in ihren Oranienburger Räumen eine kleine Ausstellung zu seinen Filmen. Aus diesem Anlass konnten die zahlreich erschienenen Gäste auf einen der Erfolgreichsten des deutschen Kinos treffen: Wolfgang Kohlhaase.

Der SPIEGEL schrieb über ihn anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2011: Er gilt als "einer der wichtigsten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte".  Als einem der wenigen Filmschaffenden gelängen ihm heute künstlerische Brücken zwischen Ost und West.

Auch am 19. Oktober fesselte er die Anwesenden mit spannenden Insider-Informationen anekdotischer Qualität über die Entstehung des autobiografischsten Films von Konrad Wolf. Fast hätten sich Konrad Wolf und er schon bei der Befreiung Berlins an der Frankfurter Allee kennenlernen können: „Er war 19, ich war 14 und stand am Straßenrand, als die Rote Armee in Berlin einmarschierte.“, so  Wolfgang Kohlhaase zu Beginn der Veranstaltung. „Ich war neunzehn“ war der erste Film, den beide zusammen drehten und er wurde zu einem der wenigen herausragenden Filme über das Jahr 1945, ein wahrer Publikumserfolg der DEFA.

Viele Episoden, die Konrad Wolf, der mit seinen Eltern nach Moskau emigrierte, zwischen dem 16. April und 3. Mai 1945 erlebte, werden durch die Figur des jungen Leutnants  Gregor Hecker  nachgezeichnet – wie die dreitägige Übernahme der Stadtkommandantur in Bernau oder die Konfrontation mit den Verbrechen im KZ Sachsenhausen – andere, wie Erlebnisse seines Kameramanns Wolfgang Bergmann, der auf der anderen Seite der Schützengräben stand, flossen in den Filmstoff ein. Gemeinsam mit  Wolfgang Kohlhaase und der Schnittmeisterin Evelyn Thieme gelang  ein meisterhafter menschlicher Film.

Mit Kohlhaase folgten noch drei weitere Spielfilme: „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“, „Mama, ich lebe“ und „Solo Sunny“... Den fünften, die Geschichte über die Troika,  konnten „Koni“ und er nicht mehr drehen. Viel zu früh verstarb Konrad Wolf im Jahr 1982.

Wolfgang Kohlhaase versah die Handelnden in „Ich war neunzehn“ mit klaren Worten und knappen Dialogen, die von der Zugewandtheit des Autors zu den verkörperten einzelnen Schicksalen zeugen. Den Figuren wird nie die Würde genommen, obwohl die Stärke der Texte auch in ihrer Lakonie und Trockenheit bestehen.

Die Sicht auf die Menschen im zurückrollenden Krieg kommt im Ganzen ohne Pathos und Sentimentalität aus. Und dennoch – oder gerade deshalb - macht der Film so betroffen.

Nach dem Abspann des Films ist an diesem Abend wieder einmal so ein Schweigen dagewesen, eine Erschütterung, ein Verstehen, ein Erinnern – all das, was uns nur nach guten und wichtigen Filmen möglich ist.