Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Für ein würdiges Gedenken

„Eine sehr beeindruckende Ausstellung, die man gesehen haben muss.“, konstatiert Ralf Wunderlich nach der Ausstellungseröffnung mit Fotos der vor 75 Jahren im KZ Sachsenhausen ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen in der Gedenkstätte Sachenhausen, wo er den Bundestagsabgeordneten Harald Petzold vertrat. Gut 80 Menschen waren am Sonntag den 6.11. ins neue Museum gekommen und hörten die Grußworte von mehreren Botschaftern. In den Reden von Prof. Dr. Morsch und vom Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, wurde deutlich, was in den Monaten September bis November 1941 dort geschah.  Mehr als 13.000 sowjetische Kriegsgefangene wurden von der Wehrmacht auf den Transport in das Konzentrationslager Sachsenhausen geschickt. Ungefähr 3.000 Kriegsgefangene waren bereits bei den Transporten oder vor den von der SS beabsichtigten Exekutionen in den Baracken verstorben. Innerhalb von nur zehn Wochen wurden im KZ Sachsenhausen mehr als 10.000 von ihnen in einer automatisierten „Genickschussanlage“ im Industriehof ermordet. Zuvor wurden sie zu Propagandazwecken fotografiert. Die Fotos sollten den „slawischen Untermenschen“ zeigen. Die Nazis wollten damit den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion rechtfertigen. Den Häftlingen, die für die Entwicklung der Bilder zuständig waren, ist es gelungen einige Negative aus dem Lager mit auf den Todesmarsch zu schmuggeln. „Wenn man Fotoausstellung hört, denkt man an Fotos an Stellwänden, die mit Text unterlegt sind. Betritt man aber den Ausstellungsraum, begegnen einem durch den Raum schwebende lebensgroße Männer in Uniform, zumeist von Krieg und Gefangenschaft gezeichnet. Man hat den Eindruck, die Menschen stünden vor einem.“ sagt Wunderlich beeindruckt. Die 69 Fotografien sind auf halbtransparente weiße Stoffbahnen gedruckt und  hängen frei im Raum. „Man hat das Gefühl, von jedem Ort die gesamte Ausstellung zu überblicken. Nimmt man sich dann etwas Zeit für die einzelnen Bilder, erkennt man die Unterschiedlichkeit der abgebildeten Menschen, die auch 75 Jahre nach ihrer Ermordung unsterblich wirken und gleichzeitig mahnen und uns an diese Verbrechen erinnern.“ Am Ende der Ausstellung liegen Unterschriftenlisten aus, um die Schaffung eines würdigen Gedenkortes für die Opfer der NS-Lebensraumpolitik in Osteuropa zu unterstützen. In diesem Aufruf, der bereits aus dem Jahr 2013 stammt und von namenhaften Menschen, wie zum Beispiel Prof. Dr. Lothar Bisky, Prof. Dr. Peter Brandt, Dr. André Brie, Prof. Dr. Michael Brie, Prof. Dr. Hajo Funke, Dr. Gregor Gysi u.v.m. unterzeichnet ist, wird gefordert in Berlin einen würdigen Gedenkort für die Millionen polnischer und russischer Opfer zu schaffen. Mehr unter http://www.gedenkort-lebensraumpolitik.de/. „Wenn selbst der Staatsminister erkannt hat, dass der Beschluss des deutschen Bundestages aus dem Jahr 1999, in dem sich  Deutschland verpflichtet für alle Opfer eine Form des würdigen Gedenkens zu finden, noch lange nicht umgesetzt ist, ist es endlich an der Zeit diese Gedenkorte zu schaffen!“, fordert Wunderlich abschließend.

Die Ausstellung ist bis zum 18. Juni 2017 im Neuen Museum zu sehen. 

Öffnungszeiten: 
bis 14. März: Di - So 8.30 - 16.30 Uhr 
ab 15. März: täglich 8.30 - 18.00 Uhr