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Afghanistan - Das wahre Gesicht des Krieges

MdB Christine Buchholz berichtet über ihre Eindrücke in Afghanistan

Die Bundestagsabgeordnete Christine Buchholz, Mitglied im Kundus-Untersuchungsausschuss, hat am 1. Oktober 2010 bei den LINKEN in Oberhavel über ihre Begegnungen mit den Betroffenen und Hinterbliebenen des Bundeswehr-Luftangriffes am 4. September 2009 in Kundus berichtet. Die Fotoausstellung „Afghanistan. Das wahre Gesicht des Krieges.“ die im September bei Friedensdemonstrationen in Oranienburg, Velten, Mühlenbeck, Hohen Neuendorf, Gransee und Fürstenberg  zu sehen war, wurde eröffnet und ist der Öffentlichkeit im Monat Oktober in den Räumen der Geschäftsstelle der LINKEN in Oranienburg Straßburger Str. 24 zugängig.
Bei den sechs Friedens-Aktionen unterstützten knapp 500 Bürgerinnen und Bürger die Forderung "Den Krieg in Afghanistan beenden – zivil helfen!" mit ihrer Unterschrift. Diese wurden am Abend der Ausstellungseröffnung an Christine Buchholz übergeben.
Die TeilnehmerInnen erfuhren, dass nach 10 Jahren Krieg in Afghanistan die Zahl der zivilen Opfer dramatisch angestiegen ist, dass die Armut wächst und Hunger mehr als ein Drittel der afghanischen Bevölkerung bedroht.
„Das Land ist fern vom Wiederaufbau.“ sagte Christine Buchholz. Im gesamten Land gibt es kaum asphaltierte Straßen. In Kabul – in wenigen Jahren von einer 500.000 Einwohner auf eine 5 Millionen Einwohner zählende Stadt angewachsen – gibt es kein Abwassersystem. Es existiert kein Gesundheitssystem und kein Sozialsystem im Land. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den letzten fünf Jahren von 44 auf 43 Jahre gesunken.
Das ist die Lebenssituation der Menschen nach 10 Jahren Einsatz der NATO-Truppen in Afghanistan.
In Deutschland wird von offiziellen Regierungsstellen das Leben der afghanischen Bevölkerung und die zivilen Opfer des Krieges aus der Debatte um Afghanistan ausgeblendet.
In Gesprächen mit Familienmitgliedern der Opfer des von der Bundeswehr am 4. September 2010 befohlenen Luftschlages wurde deutlich, dass Krieg nicht die Lösung der Probleme in Afghanistan sein kann. Die Fotoausstellung dokumentiert Schicksale betroffener Zivilisten eindrucksvoll und berichtet von Frau Korshid Zaka und Frau Dr. Habibe Erfan, die sich für die Opfer und Hinterbliebenen des Bombenangriffs von Kundus einsetzen obwohl das der Regierung und den Taliban ein Dorn im Auge ist. Sie sind in sechs Dörfern von Haus zu Haus gegangen und haben eine Liste der Opfer erstellt. Bei einem Treffen mit 17 Augenzeugen und Hinterbliebenen wird das Leid greifbar, dass dieser Bombenanschlag gebracht hat. Eine alte Frau namens Bubul  klagte weinend „ Wäre ich nicht arm, hätten wir kein Benzin gebraucht“ Sie hat bei dem Anschlag 3 Enkelkinder verloren. Einer der Überlebenden des Anschlages, Nur Dschan, hat seine rechte Hand verloren und sein rechter Arm wurde nur notdürftig wieder angenäht. Er hat große Schmerzen und sagte: „Jeden Tag wünsche ich mir, ich wäre doch getötet worden.“ Auf Nachfrage der Bundestagsabgeordneten bei dem auf das modernste ausgestatteten Feldlazarett der Bundeswehr, ob dem Mann nicht geholfen werden könnte, gab es die Auskunft, das das nicht möglich wäre.
Die bisher erhaltene Entschädigung von ca. 3900 Euro deckt nicht die Kredite ab, die Nur Dschan für seine medizinische Behandlung aufnehmen musste.
Das alles macht deutlich Krieg und NATO-Truppen sind nicht die Lösung für Afghanistan. Die Afghanistan-Politik der Bundesregierung muss geändert werden. Wiederaufbau kann nur gemeinsam mit der Bevölkerung in Afghanistan stattfinden. Voraussetzung dazu ist der Abzug der Bundeswehr und aller internationalen Truppen. Das Geld, dass für den Bundeswehreinsatz ausgegeben werden soll muss für den zivilen Wiederaufbau des Landes eingesetzt werden.
Regina Friedemann, Birkenwerder