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Erneut Protest anlässlich der Gutscheinausgabe in Hennigsdorf

Asylbewerber, Vertreter  von der Flüchtlingsinitiative  U.R.I. , vom Hennigsdorfer Ratschlag, Flüchtlingsrat Brandenburg und der LINKEN trafen sich am 3. August anlässlich der vom Landkreis organisierten Gutscheinausgabe vor dem Flüchtlingsheim im Ortsteil  Stolpe / Süd von Hennigsdorf. 

Während der vorhergehenden Ausgabe im Juli wurde vor den Augen der Demonstranten ein Asylbewerber aus Kamerun rechtswidrig festgenommen und in Abschiebehaft überstellt. Die Aufhebung des Urteils in letzter Minute vor dessen  Abschiebung nach Zypern war ein wichtiger Gegenstand der Versammlung am Tor des Heims  sowie der restriktive Umgang mit Flüchtlingen durch die Verwaltung des Landkreises insgesamt.  

Während der Kundgebung unterschrieben viele Flüchtlinge Anträge auf Bargeldleistungen an den Landkreis. Als Zeichen der Solidarität hatten die Teilnehmer neben dem Tor  Bücher, Zeitungen, Kinderspielzeug und Medikamente sowie kulturspezifische Lebensmittel aufgereiht.  Seit vielen Wochen steht die Umstellung des diskriminierenden  Gutscheinsystems zu Gunsten von Bargeldleistungen  im Zentrum der öffentlichen Debatte in Oberhavel.

Alles soll beim Alten bleiben.

Die Eltern dieses syrischen Jungen leben seit 10 Jahren mit Gutscheinen. Er will wie andere Kinder behandelt werden.
Simone Tetzlaff von der Hennigsdorfer Asylberatung und Mewuli De Souza appelieren an Karsten Peter Schröder,endlich etwas zu ändern.
All das kann man mit Gutscheinen nicht kaufen.
Während der Kreistagssitzung gespannte Aufmerksamkeit bei den Betroffenen und ihren Unterstützern

Eine einzige Blamage für Oberhavel 

Der Kreistag stimmte mit nur einer (!) Stimme Mehrheit für den Antrag Bündnis 90/DIE GRÜNEN/ Die LINKE, der beinhaltete, die Verwaltung aufzufordern auf der Grundlage einer Einzelfallprüfung die Gutscheine für Asylbewerber durch Bargeld zu ersetzen. Und trotzdem hält die Kreisverwaltung künftig an Gutscheinen fest. Ein wahres Trauerspiel führten Landrat Schröter, Sozialdezernent Garske im Bündnis mit der CDU, Abgeordneten der SPD  – wie könnte es anders sein – der NPD - auf:   Kein Bargeld für Asylbewerber in Oberhavel, daran soll der Beschluss des Kreistages nichts ändern. Es werden keine Handlungsmöglichkeiten gesehen, obwohl es Bundesländer und andere Kreise vormachen, in dem sie das Asylbewerberleistungsgesetz zu Gunsten der Betroffenen auslegen.

50 Asylbewerber und Unterstützer verfolgten in angespannter emotionaler Stimmung die mehrstündige Debatte der Kreistagsabgeordneten Ihre Vertreter meldeten sich in der Einwohnerfragestunde eindringlich zu Wort.

Zuvor hatten das Aktionsbündnis gegen Gewalt,  Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Beisein des Flüchtlingsrates Brandenburg und zahlreichen Initiativen einen Appell mit 833 Unterschriften, die in nur wenigen Tagen gesammelt wurden, an den Vorsitzenden des Kreistages Karsten Peter Schröder übergeben und mit beeindruckenden Schilderungen über ihre täglichen Probleme zu überzeugen versucht. Aber selbst er ließ sich nicht beeindrucken. Auch er verweigerte dem Landrat die Gefolgschaft nicht und  stimmte gegen den Antrag. Erst muss das Gesetz geändert werden, dann könnte man auch in der Kreisverwaltung handeln. Soviel zu gelebter Demokratie in Oberhavel, zu Courage von abgesicherten Beamten, zu Glaubwürdigkeit und Verwaltungshandeln im Sinne derjenigen, denen es schlecht geht.  

 

Die Frage, die im Raum stehen bleibt, ist, wem nützt diese Unbelehrbarkeit und Sturheit? Welche unheiligen Allianzen werden zwangsläufig gebildet? Es liegt auf der Hand.  Dem Ruf von Oberhavel als eine Region, die rassistische Ressentiments, Hass und Gewalt aus dem Alltag verbannen will, sicher nicht.

Angelika Stobinski

Protest vor dem Landratsamt

Protestaktion vor dem Wohnheim in Hennigsdorf

 

Demonstration kalter Macht

Was die Bewohner des Asylbewerberheims und Teilnehmer an der Protestaktion gegen die Wertgutscheinpraxis am gestrigen Mittwoch in Hennigsdorf erlebten, war die blanke Demonstration kalter Macht durch den Landrat. Das  als Drohgebärde wirkende Aufgebot an Polizei in Schwarz, Grün und Blau war  nicht zu überbieten. Teilnehmer an der friedlichen Kundgebung um 8.30 Uhr wurden sogar verdächtigt, Waffen bei sich zu führen. Wer sollte hier vor wem geschützt, wer eingeschüchtert werden? Welches Ziel wird hier verfolgt? 

Eine durchweg friedliche Demonstration für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Flüchtlinge in Oberhavel konnte nicht aufgehalten werden, jedoch zunächst eine Lebensmittelspende von der LINKEN. Die Übergabe scheiterte nicht an der Polizei. Auch hier übte der Landkreis konsequent und unbeweglich sein Hausrecht aus nach dem Motto: kein Fußbreit auf das Gelände unseres Asylbewerberheims. Mein mit Einkäufen beladener PKW konnte zunächst das Tor passieren. Als ich entladen wollte, wurde ich zu einem Gespräch mit dem Fachdienstleiter Detlef Kullmann von der Kreisverwaltung gebeten, der mir mitteilte, dass der Landkreis keine Lebensmittel annehmen könne. Auch als ich ihm erwiderte, dass ich davon ausgehe, dass er schon gut gefrühstückt hat, und unsere Spende nicht für die Verwaltungsmitarbeiter gedacht ist, sondern ein Akt der Solidarität mit den Protestierenden und wir den am Einkauf beteiligten Frauen den Weg ins Haus lediglich erleichtern wollten… . Das Argument konnte „verwaltungsrechtlich nicht überzeugen“. Uns allen half wieder die bewährte Menschenkette und der gemeinsame Willen an diesen erbärmlichen Verhältnissen in Oberhavel etwas zu verändern.

Angelika Stobinski

Protest vor dem Landratsamt

Farbanschlag auf das Landratsamt?

Nein! Eine Unterstützungsaktion für die streikenden Flüchtlinge in Hennigsdorf.

Gutscheine statt Bargeld! Gleiche Würde gleiches Recht! und viele Fragen kann man seit letzter der Nacht vor dem Landratsamt lesen. Mit der Spraydose auf den Boden gebracht, sind diese Thesen eine eine kleine Erinnerung an den Landrat. Sie sollen ihm und den Lesern des ausliegenden Bekennerschreibens verdeutlichen, dass er mit seiner Blockadehaltung im Streit um die Gutscheinvergabe an Flüchtlinge im Landkreis, ganz persönlich verantwortlich ist. Wer wie Landrat Schröter gegen den Rat seiner eigenen Partei und zahlreicher Institutionen ein solch diskriminierendes System aufrecht erhält, muss sich dann in diesem Bekennerschreiben auch  fragen lassen, ober er vielleicht aus rassistischen oder ausländerfeindlichen Motiven heraus handelt. Die verantwortliche Linksjugend ['solid] jedenfalls erwartet auf diese und andere Fragen eine baldige Antwort. Gleichzeitig hofft sie, dass das menschenverachtende Gutscheinsystem genauso schnell verschwunden sein wird, wie der Regen das verwendete Kreidespray wieder wegwaschen wird.

Das Bekennerschreiben finden Sie unterhalb.

Tag 1 so fing es an

Für den 01.06.2011 hatte U.R.I. Hennigsdorf auf Druck der Asylbewerber zu einer Kundgebung aufgerufen - Kein diskrminierendes Gutscheinsystem mehr im Landkreis. Der Flüchtlingsrat und viele Initativen und Gruppen organisierten Lebensmittel, die vor dem Transparent und neben dem Tor aufgebaut wurden. Diese wurden benötigt, da für diesem Tag die Gutscheinausgabe des Landkreises verhindert werden sollte, was auch gelang.

 

 

31.05.2011

Presseerklärung der LINKEN Oberhavel

 

Diskriminierendes  System endlich abschaffen

Kreisvorsitzende Gerrit Große kritisiert die Blockadehaltung  des Landrates

„Wir LINKE stehen voll und ganz zur Forderung nach  Beseitigung des unwürdigen Gutscheinsystems für Asylbewerber  im Landkreis Oberhavel“, erklärt Gerrit Große, Kreisvorsitzende der LINKEN. „Der Landrat sollte endlich die Blockadehaltung aufgeben. Spätestens seit in Brandenburg  rot-rot regiert wird, sind erst recht die  Möglichkeiten gegeben, genauso wie in mittlerweile 12 anderen Landkreisen, das Asylbewerberleistungsgesetz und seine Auslegung im Interesse der Betroffenen anzuwenden. Asylbewerber, sollten endlich selbst entscheiden können, wofür sie ihr weniges Geld ausgeben und nicht durch das Gutscheinsystem in ihren Grundfreiheiten eingeschränkt werden. Eine Bargeldauszahlung bedeutet die Freiheit festzulegen, ob z. B. ein Medikament oder ein Geschenk  gekauft wird oder für eine größere Ausgabe gespart werden soll.  Selbst diese einfachen Entscheidungen können in Oberhavel von Asylbewerbern bisher nicht  getroffen werden. Das ist menschenunwürdig. Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und allen, die für eine Veränderung der Wertgutschein-Praxis in Oberhavel eintreten.“